Mister Hessentag geht

Wolfgang H. Weinrich hört zum Jahresende auf
von Volker Rahn (Pressemeldung der EKHN)


Darmstadt, 14. Juni 2017. Er gilt als der Mister Hessentag der evangelischen Kirche. Doch zum Jahresende ist Schluss für Wolfgang H. Weinrich. Er geht in den Ruhestand. Genau 15 Mal hat der Pfarrer die Auftritte der evangelischen Kirche auf dem großen Hessenfest verantwortet. Angefangen hat alles 1998 in Erbach im Odenwald. Das Finale für den Oberkirchenrat, der die Kommunikationsprojekte der hessen-nassauischen Kirche leitet, wird jetzt die ZeitKirche in Rüsselsheim am Main sein. Dazwischen lagen beispielsweise die Butzbacher Rosenkirche, die Oberurseler Traumkirche, der Bensheimer Sternendom oder zuletzt der Purpurdom in Herborn.

Für Weinrich war es immer wichtig, mit „modernen Ausdrucksformen Menschen im Leben zu begleiten, ihnen Sinn zu vermitteln, Orientierung zu geben und zeitgemäß für die gute Botschaft Gottes zu werben“. So wummern jetzt in Rüsselsheim beim Hessentag auch mal Bässe durch die Stadtkirche, die zur ZeitKirche umgebaut wurde. Und dort nimmt eine extravagante Videoinstallation, die wie ein modernes Kirchenfenster wirkt, die Gäste mit auf eine Reise durch die Geschichte der Menschheit und zu sich selbst. Das traditionsreiche Gotteshaus als moderner Zeit-Kino-Club, in dem jeder Ruhe und Entspannung findet.

Doch nicht nur für die Präsenz der hessen-nassauischen Kirche auf dem Hessentag zeichnet Weinrich vom Dienstsitz in Darmstadt aus verantwortlich. Auch die Auftritte auf den Rheinland-Pfalz-Tagen, Landesgartenschauen oder wie ganz aktuell bei der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg gehören zu seinem Metier. Dort zeigt sich derzeit die mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnete „LichtKirche“, ein mobiles Gebäude, das bei Dunkelheit in den buntesten Farben leuchten kann. Die Idee für ein zeitgemäßes transportables Gotteshaus stammt ebenfalls von Weinrich. Der 62 Jahre alte Theologe steht aber noch für viel mehr Kreativität. So gilt Weinrich auch als Vater des lila „Facettenkreuzes“, das heute das Logo der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist. Gegen viele Widerstände kämpfte er vor über zwei Jahrzehnten noch als regionaler Öffentlichkeitsbeauftragter dafür, ein einheitliches kirchliches Signet zu schaffen.

Zuletzt kam noch ein weiteres Engagement hinzu. Weinrich ist Botschafter für die evangelische Hilfsorganisation Brot für die Welt. Dabei unterstützt er ehemalige Kindersoldaten in Afrika mit der Aktion „Gitarren statt Gewehre“, bei der sie eine neue Perspektive etwa als Instrumentenbauer erhalten. Dazu entwickelte er eine provozierende Plakataktion, die deutsche Kinder mit Maschinengewehren in einer idyllischen Mittelgebirgslandschaft zeigt. Das soll aufrütteln und die Absurdität von Kindersoldaten offenlegen, die in Afrika fast Normalität ist. Zudem suchte Weinrich Stars wie Herbert Grönemeyer oder Peter Maffay auf und ließ sie eine in Afrika gebaute Elektrogitarre signieren. Am Samstagabend wird das Instrument beim Hessentag zugunsten der Aktion verlost.

Doch Weinrich steht auch selbst gerne auf der Bühne. Zum Beispiel liest er gemeinsam mit der Opernsängerin Eva Lind aus seinem humorvollen Buch „Der liebe Gott kommt nicht voran“, in dem der Höchste sich so allerlei Beschwernisse auf der Erde zu Herzen nimmt. Die heiter-nachdenklichen Veranstaltungen will er weiterführen. Und sicher wird der Pfarrer auch nach dem offiziellen Dienstende im Dezember weiter für Brot für die Welt und ehemalige Kindersoldaten unterwegs sein.