Der Schrei

Der Schrei

Warum schreit eigentlich kein Fan auf, wenn zu den Freitagabend-, Samstagnachmittag-, Sonntagsnachmittagsspielen der Fußball- Bundesliga jetzt auch noch Montagabendspiele dazu kommen?

Warum höre oder lese ich von keinen Protesten gegen  die nahezu absolute Kommerzialisierung des Alltags durch den Profifußball? Es geht um Übertragungsrechte, um Quote und letztendlich ums Geld. Viel Geld. Das Geld des Fans. Der Fans.

Aber eigentlich geht es darum, dass über meine Zeit verfügt wird. Gut, ich bin frei, diese oft selbst einzuteilen, aber in diesem Fall auch wieder nicht.

Und es geht um mein Geld. Ich besitze eine Dauerkarte. Stehplatz. Darmstadt 98. Der Underdog. 240 Euro für eine Saison Stehplatz. Ich bezahle für eine spannende Unterhaltung.

Muss aber diese Spannung über die halbe Woche verteilt werden, so, dass ein Fan denkt, er müsse die neuen Bedingungen unbedingt akzeptieren oder alle Spiele sehen? Von Freitag bis Montag, weil „wichtige“ Spiele anstehen? Nur nichts versäumen, das Motto. Ich frage: Lässt er sich nicht immer mehr fremd bestimmen? Eigentlich nicht vom Fußball, sondern und gegen seine vielleicht brach liegenden Interessen? Ein Besuch bei Oma, etwas mehr eigener Sport, ein tolles Abendessen, Schmusen mit der Freundin…

Die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche ist längst in vollem Gange. Alles ist für Geld zu haben. Wo kein Geld fließt, scheint nichts von Wert zu sein. Und dort, wo Geld fließt, muss diesem alles untergeordnet werden: Zeit, Interessen, Leben. Das führt letztendlich zu Entmenschlichung des Menschen und damit zur Verrohung des Einzelnen, der nicht mehr weiß, wo Grenzen oder Möglichkeiten zu suchen bzw. zu finden sind.

Nochmals Fußball: Gründen wir eine Initiative! Schreien wir laut! Befestigen wir Banner in den Stadien: Wir wollen das nicht! Nehmt uns nicht unsere Zeit weg.

Der Spielplan liegt bald vor. Noch etwas daran zu ändern.

Denke ich.

Wenn Du anderer Meinung bist oder eine ähnliche hast, schreib mir unter info@wolfgangweinrich.de